Hoffnung für die Welt: Des Westens Kartenhaus steht vor dem Einsturz
Von Andrei Rudalew
Der manische Widerstand gegen den Lauf der Geschichte und die Fortsetzung der uralten Tradition kolonialer Politik sind in der gegenwärtigen Stunde der Wahrheit deutlich zu erkennen, und sie offenbaren das wahre Wesen des Westens. Dieses Wesen hat sich lange Zeit hinter äußerlicher Ehrwürdigkeit, hinter Gerede über Demokratie und Menschenrechte versteckt – was der Westen nun hinter sich herträgt wie einen Wolfsschwanz. Das alles unterstrich der russische Präsident Wladimir Putin in seiner Rede auf der Plenarsitzung des Östlichen Wirtschaftsforums in Wladiwostok.
Die Stunde der Wahrheit schlug nach dem 24. Februar, als derselbe Westen in ein selbstzerstörerisches Sanktionsfieber verfiel, als er seine eigenen Prinzipien aufgab. Und das war eine Selbstenthüllung. Danach wurde alles einfacher und klarer. So zum Beispiel trat dasjenige Idol der Demokratie deutlich hervor, um das der Westen seit Jahrzehnten tanzt und es auf Hochglanz poliert. Doch es ist nichts anderes als ein Götzenbild, ein Symbol für die Utopie einer Allmenschlichkeit, die nationale und rassische individuelle Eigenheiten auslöscht.
Zumal dies im Kern eine rassistische Utopie ist. Die Utopie einer globalen Pyramide, an deren Spitze der Westen sich selbst gestellt hat. Wobei alle anderen Nationen und Länder bestrebt sein sollten, die Stufen dorthin hinaufzuklettern, wobei sie ihren demokratischen Status steigern und ihr Hoheitsrecht aufgeben sollen. Eigentlich ist dies der globale Sozialdarwinismus. Nach einem Rezept, gemäß dem nur treue Anhänger demokratischer Dogmen, die gehorsam die Befehle des Welt-Olymps erfüllen, zu zivilisierten – das heißt westlichen – Menschen werden können. Und das ist der eigentliche Turm von Babel, der jetzt vor unseren Augen zusammenbricht. Auf eine ganz natürliche Weise, wie von selbst, im "Sanktionsofen" und im eigentlichen Widerstand gegen den Lauf der Geschichte.
Bei seinem Auftritt wies Präsident Putin auf "die rücksichtslosen Handlungen der Vereinigten Staaten, Großbritanniens und der Europäischen Union hin, die von illusorischen politischen Ideen besessen sind und das Wohlergehen ihrer eigenen Bürger auf die lange Bank zu schieben, und erst recht das der Menschen außerhalb der sogenannten goldenen Milliarde." Wie auch der Getreidehandel zeigt, bei dem die üblichen kolonialen Instinkte und Traditionen zum Vorschein kamen. Dies alles droht unvorhersehbare Konsequenzen für die gesamte Welt zu haben, und wird die westlichen Länder in eine Sackgasse führen.
Wir selbst haben einen ähnlichen illusorischen Utopismus erlebt und kennen ihn aus unserer jüngsten Vergangenheit – das utopische Projekt der Perestroika mit seiner Traumwelt von der Allmenschlichkeit, wo der Wolf neben dem Lamm leben wird. In der Realität aber funktioniert das alles nicht wirklich, denn irgendjemand will immer der Gewinner sein und versucht, das Lamm zu häuten. Das Wohlergehen der eigenen Bürger ist in einer solchen Situation die Scheidemünze oder das Brennholz für den Ofen einer strahlenden Zukunft und einer globalen Harmonie, die vom demokratischen Westen bestimmt wird. Und eigentlich wandelt die westliche Welt auf ebendiesem Weg, ihre eigenen Leute zu Geiseln machend – denn deren Interessen und die der Eliten sind nicht ein und dasselbe, sondern entgegengesetzt.
Seinerzeit brachte die Sowjetunion einen selbstmörderischen Schmelzofen zum Glühen, in dem sie sich für süße Illusionen und Träumereien opferte. Der Westen heizt nun ebendiesen "Sanktionsofen" in vollem Umfang wieder an.
Darin werden die eigenen Prinzipien, die Reste des Selbstvertrauens und die eigenen Währungen verbrannt.
Und all das deshalb, weil die Politik des Westens heute nicht von Vernunft, sondern von Hysterie, von einer Hektik geleitet wird – bei völliger Abwesenheit eines Selbsterhaltungstriebs. Was wiederum das Gefühl der eigenen Größe und der universellen Ausschließlichkeit vollständig ersetzt hat. Derweil bricht der Turm sichtbar zusammen...
Gleich einem Shir Khan aus "Das Dschungelbuch" dreht sich der Westen im Kreis, seinen eigenen, im Ofen angebrannten Schwanz verfolgend. "Friere, Schwanz des Schakals!" – so sieht jetzt das Schicksal des kollektiven Tabaqui aus. Sie haben es sich selbst ausgesucht. Und dabei war es nicht einmal nötig, bei diesem Karneval das Fell des gefälligen Schakals zu wählen. Es reicht völlig aus, unabhängig, souverän und nicht in einem Rudel zu sein. Das aber ist heutzutage eine sehr mutige Entscheidung. Und wozu auch, wenn man sich in einem "Häuschen" oder vielmehr an der Spitze der zivilisatorischen Pyramide befindet – was im Übrigen auch einen sehr tiefen Fall bedeuten könnte.
Dabei ist der Gang der Geschichte, welchem die USA und Europa mit aller Kraft entgegenzuwirken versuchen, keine Machenschaft des heimtückischen Russlands oder des allmächtigen Putin, wie sich der Westen einzureden versucht.
Der Turm mit der Spitze der eigenen Exklusivität, der nach dem Kalten Krieg errichtet wurde, stützte sich ganz einfach auf ein modifiziertes Kolonialsystem, Rassismus und andere altertümliche Vorurteile; anstatt auf eine dauerhafte und gerechte Weltordnung, die vor globalen Katastrophen schützt. Andererseits wurde dieser Turm gestützt durch ein System von Unterstellungen und Mystifikationen über das gemeinsame Schicksal der Menschheit, einen zivilisatorischen Universalismus. Mit dem Gebot des "Do as I do"-Prinzips. Mit einer klaren Politik der Beseitigung jeglicher Eigenartigkeit, Souveränität und all dessen, was einer Verschmelzung mit der demokratischen Ekstase im Wege stand, um dem Welthegemon die Treue zu schwören.
In dieser Ideenwelt ist irgendwo der gewöhnliche Faschismus versteckt. Doch im Westen hat man sich längst davon entfernt, das Offensichtliche zu bemerken: In der eigenen Matrix aus Stereotypen und Illusionen ist es für viele bequemer, sich von der Überlegenheit des westlichen Wertesystems zu überzeugen. Bis auf Weiteres.
Mittlerweile hat sich dies zu einer echten Epidemie entwickelt, als Ersatz für die Coronavirus-Pandemie. Eine Epidemie jedoch, vor der keine Maske und keine Impfung schützt. Bei der statt Dialog ausschließlich ein Diktum herrscht, und "aggressive Versuche, anderen Ländern Verhaltensmuster aufzuerlegen, sie um ihre Souveränität zu bringen und sie eigenem Willen zu unterwerfen." Das Ganze ist eine alte Angewohnheit, die sich in den Jahren der unipolaren Glückseligkeit zu einer wahrhaft destruktiven Manie entwickelt hat, zu einem religiösen Kult der Anbetung amerikanischer Dominanz. Was sich nun wie ein Traum auflöst, wie ein Morgennebel.
Der Dunst löst sich auf, was aber nicht heißt, dass die "Diktatur der Vereinigten Staaten in den globalen Angelegenheiten" nicht immer neue Opfer fordert, vor allem von den Kollegen der demokratischen Gesellschaften, die durch eine Kette gebunden sind. Daraus folgt die hysterisch sanktionierende Fieberkurve, die sich zu einer globalen Aktion gegen sich selbst entwickelt hat. Die Vereinigten Staaten schaffen sich einfach einen alternativen Flugplatz: Sollte das Diktum wie Chagrinleder zusammenschrumpfen, so wird das derzeitige demokratische Pantheon die Rolle der Futterquelle übernehmen. Ein Pantheon, das bereits die Gewohnheit entwickelt hat, auf Befehl und zum eigenen Nachteil zu handeln. Wenn Shir Khans Hunger ernst wird, kann er eben auch den Tabaqui verschlingen.
Im System der internationalen Beziehungen hat sich eine "tektonische Veränderung" vollzogen, wie der russische Präsident zum wiederholten Male betont hat.
Die westlichen Länder versuchen gleichzeitig, die Welt in eine Stagnation zu stürzen, um "die alte Weltordnung zu bewahren, die nur ihnen von Nutzen ist", die auf betrügerischen Prinzipien oder den berühmt-berüchtigten "Regeln" basiert. Das Gute an diesen Regeln ist, dass der Westen sie selbst erfindet und selbst entscheidet, ob er sich an sie hält oder nicht – und all das weder aus Profitgier, noch aus Gründen der Gemütslage. So entstand die westliche Pastorale, welche nun zerstört wird durch die Schreie der Unzufriedenen und diejenigen Ungehorsamen, die sich der Diktatur widersetzen. So lässt sich die gegenwärtige Kurzschlusshandlung des kollektiven Westens verstehen, der zu einem gefährlichen Abenteurergeist übergegangen ist: Die Stabilität seiner schlafwandlerischen Realität ist erschüttert, und die Stimmen von außen, die Stimmen der Realität dringen zu ihm durch. Das Kartenhaus aber, das in Form des Turms von Babel errichtet wurde, wird vom "Wind of Change" weggefegt.
Hier noch ein wenig Geschichte: Seinerzeit bezeichnete Wassili Kljutschewski den russischen Zaren Peter den Großen als einen Anhänger der Theorie des Vortriebs und der Fortbewegung der Wissenschaft. Der Historiker zitierte Zar Peter mit den Worten, dass Europa für eine bestimmte Zeit für Russland unerlässlich sei. Danach aber könne man sich mit dem Rücken zu ihm drehen, und es würden sich die grenzenlosen Horizonte des nördlichen Seewegs und des Ostens öffnen... Dabei handelte es sich um die Vorstellung eines globalen Polyzentrismus – und nicht um eine Usurpation –, wobei Russland die Rolle eines der gleichberechtigten Zentren übernehmen sollte, eines Vermittlers. Und der Weg dorthin war die Fortbewegung der Wissenschaften. Freilich ist dieses Projekt vom Zaren selbst nicht mehr vollendet worden. Die Verwirklichung dieses Projektes erfolgte erst in der Zeit der Sowjetunion, die zu einem alternativen Weltzentrum wurde, wodurch sich die Welt von den kolonialen Fesseln befreite und eine souveräne Entwicklung begann. Russland hält diesen Kurs immer noch bei, und es zeigt: Die Stereotypen des westlichen Zentrismus, dieselben Knüppel der Sklavenhalter und Kolonialisten, die in das Rad der Geschichte gesteckt werden, sind die Gefahr, welche die Welt in eine globale Katastrophe zu stürzen drohen.
Übersetzt aus dem Russischen
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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.