Wirtschaftlich nicht mehr tragbar: Landwirte weltweit vernichten ihre Weingärten
"Es macht keinen Unterschied, ob ich guten oder schlechten Wein mache – ich kann ihn nicht verkaufen", sagt Didier Cousinez, ein Vertreter der Winzer im französischen Bordeaux, in einem Gespräch mit der britischen Zeitung The Guardian. Er erklärt, dass mehr als ein Drittel der 4.000 Winzer in der Region jetzt vor ernsthaften finanziellen Problemen stünden. Deshalb schlägt der Winzerverband von Bordeaux nun eine radikale Maßnahme vor, um die Überproduktionskrise zu bekämpfen: die Vernichtung von etwa 10 Prozent der berühmten Bordeaux-Weinberge.
Diese Entwicklung ist nicht nur in Frankreich zu beobachten. So schrieb die US-Nachrichtenagentur Bloomberg kürzlich, dass der Australier Tony Townsend im Jahr 2023 die Hälfte seines 14 Hektar großen Weinbergs niedergebrannt habe. In der Zukunft wolle er den Weinanbau ganz einstellen, da dieser wirtschaftlich unrentabel geworden sei.
Lyndall Rowe, Geschäftsführerin der Riverland Wine Industry Group, sagte gegenüber der Agentur: Bis zu 25 Prozent der australischen Winzer sähen keine Zukunft für ihr Geschäft und planten, es zu beenden. Wie Bloomberg feststellt, ist die Situation weltweit ähnlich: Obwohl die Weinproduktion ein 60-Jahres-Tief erreicht habe, seien die Weinbestände zu hoch. Zugleich seien die Kosten für die Weinproduktion in den letzten Jahren stark gestiegen, während die Nachfrage nach Wein gesunken sei.
Auch der US-Bundesstaat Kalifornien erlebt derzeit "eines der schlimmsten Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage, die wir in den letzten 30 Jahren erlebt haben", so Stuart Spencer, geschäftsführender Direktor der Lodi Winegrape Commission im Central Valley. Die Landwirte hier hätten höhere Kraftstoff- und Düngemittelkosten sowie steigende Versicherungsprämien wegen des Klimawandels zu tragen.
Ein weiterer Faktor, der die Situation in der Weinindustrie verschlechtert habe, sei der starke Anstieg der Rohstoffkosten, sagte Richard Halstead, Leiter des Bereichs Konsumentenforschung bei dem Forschungsunternehmen für alkoholische Getränke IWSR.
Man muss sich jedoch darüber im Klaren sein, dass dieses Problem eine Folge der Entwicklungen in der westlichen Welt und ihrer wirtschaftlichen Schwierigkeiten ist. In Russland sieht die Situation nämlich ganz anders aus – hier gibt es keine Weinbaukrise, ganz im Gegenteil. Die russischen Winzer hätten im Januar und Februar 2024 ihre Produktion von Traubenweinen erheblich gesteigert – und zwar gleich um 31,2 Prozent, melden russische Medien.
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