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Podoljakas Wochenbericht: Russland intensiviert Einsatz seiner Gleitlenkbomben im Ukraine-Krieg

Neue Gleitlenkbomben wendet Russlands Luftwaffe neuerdings verstärkt im Ukraine-Krieg an – diese sind seit Kurzem nicht nur im Kaliber von 500 Kilogramm verfügbar, sondern auch in schwereren Kalibern von bis zu 1,5 Tonnen.

Diese Präzisionswaffen legen bis zu 50 Kilometer und haben einen recht kleinen Streukreisradius von 10 Metern. Ihr Einsatz nahezu an der ganzen Front, wo russische Bodentruppen Offensivaktionen führen, erleichtert das Vorrücken bedeutend – vorausgesetzt, es befinden sich keine Zivilisten im jeweiligen Zielobjekt.

Diese Neuerung hält der Militärbeobachter Juri Podoljaka für die vergangene, 16. Kalenderwoche vom 17. bis zum 23. April 2023 fest.

Die Abwehr dieser Lenkgleitbomben, speziell der schwersten davon und insbesondere an der Front, will dem ukrainischen Militär nicht recht gelingen – generell haben es Waffen der Heeresflugabwehr eher schwer gegen so robuste Geschosse.

Die ukrainische Luftabwehr hat es auch deshalb schwer, weil die Verlustzahlen bei der Truppe, etwa durch die Kämpfe um Artjomowsk, in die Höhe gehen. Podoljaka stellt hierzu fest:

"Und hier wird nicht nur das Kanonenfutter, das bei der ukrainischen Mobilmachung zwangsrekrutiert wurde, getötet, sondern auch weitere Kämpfer vieler Eliteeinheiten, in denen die prominentesten Nationalisten dienten. Riesige Verlustzahlen also, eben auch bei den ukrainischen Eliteeinheiten, viele von ihnen sind ausgeblutet, auch viele der Reserven, die Kiew im Laufe des Winters und zu Beginn des Frühjahrs gebildet hattet, wurden bereits jetzt bei Artjomowsk leergeblutet."

Und zum Beispiel im monatelang schwer umkämpften Artjomowsk fehle es Kiews Truppen überhaupt an allen möglichen schweren Waffen, so der Journalist: Dort kamen die Sturmtrupps des russischen privaten Militärdienstleisters Wagner in der 16. Kalenderwoche 2023 somit uneingeschränkt in den Genuss der Luftunterstützung mit diesen Bomben, was ihnen das Vorrücken merklich erleichterte.

Auf die schwache personelle Ausstattung der ukrainischen Truppen müssen sich nun auch die NATO-Staaten einstellen, wie Podoljaka festhält:

"Den USA und Großbritannien missfällt das sehr, denn sie hatten gehofft, dass Kiew entweder jetzt schon oder etwas später für eine umfassende Gegenoffensive vorbereitet sein würde, zum Beispiel am Frontabschnitt Saporoschje, der einer der wichtigsten ist. (...) Aber auch darauf sei besonders hingewiesen, dass das Kiewer Regime sowohl in der vergangenen Woche als auch in der Woche davor immer öfter mit Besorgnis erklärt hat, dass es nichts gegen die Aktionen Russlands unternehmen könne, das Gleitlenkbomben in immer größerer Zahl einsetzt."

Juri Podoljaka ist ein ukrainischer politischer Blogger (auf Youtube hatte sein Kanal vor der Löschung durch die Verwaltung der Plattform 2,6 Millionen Abonnenten) und Journalist aus Sumy (er wohnt seit dem Jahr 2014 im russischen Sewastopol), dessen Einsichten im Zeitraum um den Beginn der Intervention in den russischen Medien zunehmend gefragter wurden.

Seine Analyseausgaben warten mit nur wenigen Zahlen auf – dafür vermittelt er durch Arbeit mit Karten aber ein gutes Verständnis vom räumlichen Umfang der jeweiligen Entwicklungen und bietet dann und wann kurzfristige Prognosen.

An Quellen bemüht Podoljaka einerseits offen zugängliche Daten: Meldungen von Augenzeugen in den sozialen Medien sowie Meldungen des russischen, aber auch des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Andererseits gibt er Insiderquellen an:

Neben solchen in den Volksmilizen und Sicherheitsorganen der russischen Volksrepubliken Donezk und Lugansk seien dies solche in den ukrainischen Sicherheits- und Regierungsbehörden, die er aufgrund alter Beziehungen aus der Zeit als ukrainischer Journalist noch zu unterhalten erklärt.

Um es mit dem aktuellen Jargon der Aufklärungsdienste auszudrücken, ist Juri Podoljaka also vornehmlich ein OSINT-Analyst.

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